Digitalisierung – Wunschtraum oder Realität

Unter diesem Titel fand am 17. November 2021 nach einjähriger Pause der vom VdA-Landesverband Berlin veranstaltete Berliner Landesarchivtag statt – erstmals als Videokonferenz, an der ca. 130 Interessierte teilnahmen.

Das Thema wurde dabei aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. In allen Beiträgen waren aber die Problemfelder gleichermaßen präsent. So seien zwar oftmals Gelder für die Digitalisierung vorhanden, nicht aber für die beteiligten Einrichtungen selbst. Einen Großteil der Arbeit mache die Rechteklärung aus, damit Digitalisate überhaupt veröffentlicht werden können (vgl. hierzu das von DDF und digiS herausgegebene Bulletin ). Projektbezogene Förderungen richteten ihr Hauptaugenmerk zumeist auf die Digitalisierung; die dauerhafte Erhaltung, also Langzeitarchivierung, spiele dagegen bei den Fördermittelgebern eine untergeordnete Rolle. Gerade hier fielen jedoch langfristig hohe Folgekosten an. Zudem sei eine finanzielle Förderung häufig mit einer Verpflichtung zur Veröffentlichung der entstandenen Digitalisate verbunden, weshalb Unterlagen mit personenbezogenen Daten unberücksichtigt blieben.

Anke Spille und Marius Zierold vom DDF mit Dr. Torsten Musial (VdA-Landesverband Berlin)

Datensicherheit gewinne immer mehr an Bedeutung. Da aus finanziellen, datenschutzrechtlichen und anderen Gründen keine Volldigitalisierung möglich sei, müsse eine Priorisierung vorgenommen werden, die in der Regel durch die Höhe der Zugriffszahlen, den Erhaltungszustand, aber auch inhaltliche Schwerpunkte (z. B. NS-Unrecht, DDR-Geschichte) und weitere Parameter determiniert werde. Nicht für alle Daten sei in jedem Fall ein archivtaugliches Format vorhanden.

Dr. Jürgen Bacia (Afas), Daniel Börner (Geschichtswerkstatt Jena), Carmen Schwietzer (Landesarchiv Berlin) und Rebecca Hernandez Garcia (VdA-Landesverband Berlin)

Es fehle insbesondere auf landespolitischer Ebene nach wie vor das Bewusstsein, dass es sich bei der Digitalisierung um einen gesamtgesellschaftlichen Prozess handele. Als Enttäuschung wurde daher auch das Fehlen eines Vertreters der Politik auf dem Landesarchivtag empfunden. Für kleine, insbesondere ehrenamtlich betreute Archive sehe die Realität so aus, dass oft nicht einmal der Regelbetrieb zu leisten sei, die Digitalisierung dann noch viel weniger. Marius Zierold vom Deutschen Digitalen Frauenarchiv brachte es mit seinem Chatkommentar auf den Punkt: „Die beste Langzeitarchivierung ist im Moment die Finanzierung von Archivarbeit.“

Über die einzelnen Panels des Landesarchivtags berichtet ausführlich Jens Murken.