Tag der Archive in Berlin Nr. 4: Stasi-Unterlagen-Archiv

Foto: BStU

Die Verfassung der DDR garantierte zwar die Bürgerrechte, die Realität sah jedoch anders aus. Jahrzehntelang griff das Ministerium für Staatssicherheit im Auftrag der SED massiv in die Rechte der DDR-Bürgerinnen und Bürger ein oder setzte sie ganz außer Kraft. Unter dem bundesweiten Motto „Demokratie und Bürgerrechte“ trug das Stasi-Unterlagen-Archiv daher am Tag der Archive dem besonderen Wert der Überlieferung der DDR-Geheimpolizei Rechnung.
Seit der Öffnung der Akten der DDR-Geheimpolizei 1990 hilft das Stasi-Unterlagen-Archiv bei der Aufklärung über das begangene Unrecht. In der „Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie“ am Standort Berlin besuchten circa 250 interessierte Besucherinnen und Besucher das vielseitige Angebot. Von den insgesamt 13 angebotenen Führungen galten Karteisaal, Magazin und Restaurierungswerkstatt das größte Interesse. Hier wurde z. B. die klassische Restaurierung von zerrissenen Karteikarten mittels Japanpapier illustriert und die Reinigung von mit Schimmel kontaminierten Dokumenten erläutert.Mehrere Fachvorträge boten die Möglichkeit zur thematischen Vertiefung. Von Herrn Dr. Christian Halbrock konnten die Besucherinnen und Besucher über die Geschichte der Aktenvernichtung 1989/90 erfahren. Karsten Jedlitschka undPhilipp Springer trugen zur Bedeutung und Arbeitsweise der Kartei- und Archivabteilung des MfS vor und Nadja Häckel gab eine Vorschau auf die neue Ausstellung „Einblick ins Geheime“, die ab dem 16. Juni 2018 das Angebot auf dem Gelände bereichern wird.
Außerdem war es möglich, einen Blick in die Tonstudios des Archivs zu werfen und an Hörstationen ausgewählten Audio-Dokumenten zu lauschen, eine persönliche Beratung zur Akteneinsicht wahrzunehmen und am Musteraktenstand einige Fallbeispiele zu studieren. Die FaMI-Auszubildenden stellten Ausbildungsmöglichkeiten im Stasi-Unterlagen-Archiv vor. Durchgehende Filmvorführungen und ein Buchverkauf rundeten das Programm ab.
Auch die Führungen durch das Archiv der DDR-Opposition der Robert-Havemann-Gesellschaft, das sich ebenfalls auf dem Gelände befindet und besonderes Zeugnis vom Widerstand gegen die kommunistische Diktatur darstellt, fanden regen Anklang.