Archiv der Kategorie: Archive

Berliner Archive während der Corona-Pandemie

Seit mittlerweile zwei Wochen sind die Lesesaäle der Berliner Archive geschlossen und damit eine direkte Benutzung  ihrer Archivalien nicht mehr möglich. In vielen Häusern wurde das Personal teilweise ins Home Office geschickt bzw. strenge Zugangsregelungen eingeführt, damit nur eine geringe Zahl von Mitabeiterinnen oder Mitarbeitern gleichzeitig anwesend sind.

Wie gehen die Archive nun mit dieser ungewohnten Situation um? Ist eine Nutzung weiter möglich und wie wird mit Anfragen verfahren? Wird das digitale und collaborative Arbeiten einen Aufschwung erleben? Diesen Fragen soll in den nächsten Tagen in loser Folge an dieser Stelle nachgegangen werden. Berichte uas den einzelnen Häusern sind sehr willkommen.

In Gefahr: das Kurt-Schwaen-Archiv

Kurt Schwaen (1909-2007) gehört zu den bekanntesten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Als Korrepetitor begleitete er u.a. Mary Wigman und Ernst Busch. Aus der Zusammenarbeit mit Bert Brecht entstand das Lehrstück “Die Horatier und die Kuriatier”. Eine intensive künstlerische Beziehung zu Günter Kunert führte zur Vertonung vieler seiner Gedichte. Darüber hinaus bestanden Beziehungen zu Hanns Eisler, Paul Dessau, Emil Stumpp, Werner Klemke und vielen anderen. Der Schwerpunkt seines Schaffens liegt dabei auf Musik für Kinder. Die Kantate “König Midas” ist wohl sein bedeutendstes Werk. Weniger bekannt ist dagegen seine Arbeit für die DEFA.

Sein umfangreicher Nachlass befindet sich im Kurt-Schwaen-Archiv in Berlin-Mahlsdorf, das von Ina Iske-Schwaen wissenschaftlich aufbereitet und betreut wird. Nun macht sich die Witwe des Komponisten Sorgen um die Zukunft des Archivs, wie die Stadtteilzeitung “Die Hellersdorfer” berichtet. Ob das Biesdorfer Schloss der geeignete Ort für die dauerhafte Sicherung der Überlieferung ist?

Benutzung im GStA künftig gebührenfrei

Zum 1. Januar 2020 kommt die bisherige Gebührenordnung des Geheimen Staatsarchivs PK in Wegfall. Damit ist neben der seit langem gebührenfreien Direktbenutzung nun auch die Bearbeitung schriftlicher Anfragen gebührenfrei, ebenso wie die Anfertigung von Photographien durch die Benutzer (dies bereits seit Anfang diesen Jahres). Lediglich für die Anfertigung von Reproduktionen über die Bildstelle entstehen Entgelte.

Meldung des GStA:

https://www.gsta.spk-berlin.de/aktuelles_detail.php?detail=218&PAGE_ID=1554

Stasiunterlagen werden ins Bundesarchiv überführt

Das hat der Bundestag in seiner Sitzung am 26. September 2019 beschlossen. Er folgt damit dem gemeinsamen Konzept des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, und des Präsidenten des Bundesarchivs, Michael Hollmann. Die Unterlagen sollen am jetzigen Standort verbleiben und außerdem Bestände der zentralen DDR-Behörden, das Archiv der SED sowie der Massenorganisationen der DDR und die Bibliothek der Stiftung Partei- und Massenorganisationen der DDR aufnehmen. Außerdem soll es künftig nur noch eine Außenstelle pro Bundesland geben. Die Umsetzung dieser Pläne ist bis 2021 geplant.

PM des BStU

RBB-Beitrag v.26.09.2019

Bericht des Bundestags

Neue Räume für das Archiv im Böhmischen Dorf

Die Eröffnung fand im Garten statt

Gemeinsam mit rund 100 Gästen feierte das Archiv im Böhmischen Dorf am 6. September 2019 die Eröffnung seiner neuen Archivräume. Im historischen Bet- und Schulhaus Kirchgasse 5, mitten im alten Dorfkern von Rixdorf in Neukölln, das neue Domizil bezogen werden. Der Umzug dorthin war seit einem knappen Jahr vorbereitet worden. Hier, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Museum im Böhmischen Dorf, das sich im anderen Teil des Hauses befindet, kann das Archiv nun viel besser seinen Aufgaben nachgehen.
Das ist nicht nur die eigentliche Archivarbeit mit der Betreuung zahlreicher Forschungsprojekte. Wie kaum ein anderes Berliner Archiv ist dieses in der unmittelbaren Nachbarschaft verwurzelt. Sichtbare Zeichen sind die vielen Projekte, von denen nur zwei genannt werden sollen: “Kiezfüchse”, in dem Kinder der ersten und zweiten Klasse der Richard Grundschule einen Stadtrundgang im Richardkiez entwickelt und dazu die Geschichte der einzelnen Gebäude erforscht haben. Und das Projekt “Rixdorfer erzählen”, in dem die Berichte von Senioren über deren Ankunft nach dem Krieg in Neukölln aufgeschrieben werden.

Das neue Archivgebäude

Weitere Informationen:
Archiv im Böhmischen Dorf, Kirchgasse 5, 12043 Berlin, Telefon: 68999720 www.boehmischesdorf.de.

8. September 2019: Rundgang durch das Gedächtnis des Deutschen Bundestages

Beim Tag der Ein- und Ausblicke des Deutschen Bundestages können Besucherinnen und Besucher erstmals das Archiv, die Bibliothek und die Pressedokumentation selbst erkunden. Einzelne Magazine und Funktionsräume sind Teil des offiziellen Rundgangs. In den Jahren zuvor war eine Besichtigung nur im Rahmen von Führungen möglich. Schautafeln erläutern, wie Archivgut erhalten wird und wie ein Magazin funktioniert. Zudem sind zwei der wichtigsten Dokumente zur Geschichte der Bundesrepublik zu sehen: der Beschluss des Parlamentarischen Rates zur Annahme des Grundgesetzes am 8. Mai 1949 und das Schreiben der Präsidentin der Volkskammer der DDR vom 25. August 1990, in dem sie der Präsidentin des Deutschen Bundestages den Beschluss der Volkskammer über den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes mitteilt.
Das komplette Programm ist hier abrufbar.

100 Jahre Zionistisches Zentralarchiv

Am 5. Juni 2019 wurde dieses Ereignisses vor dem Haus Meinekestraße 10 in Berlin-Wilmersdorf gedacht. Dort befand sich ab 1924 das Archiv, das bereits 1919 gegründet worden war. Es umfasst die Überlieferung des Zionistischen Zentralbüros sowie weiterer Organisationen und Personen, darunter den Nachlass von Theodor Herzl. 1933 wurde das Archiv nach Jerusalem gebracht.

Im Rahmen der Feier, an der u.a. der Bürgermeister von Jerusalem, Moshe Lion, und der Berliner Kultursenator Klaus Lederer teilnahmen, wurde eine Gedenktafel enthüllt, die an das Archiv erinnert.

Beitrag der Jüdischen Allgemeinen v.06.06.2019

Mitteilung der Israelischen Botschaft in Berlin v.06.06.2019

Neue Archiv- und Nutzungsordnung für den Deutschen Bundestag

Der Präsident des Deutschen Bundestages hat am 26. März 2019 eine neue Archivordnung sowie eine neue Nutzungsordnung für das Parlamentsarchiv in Kraft gesetzt. Die neuen Regelungen sind mit dem Bundesarchivgesetz 2017, der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sowie dem Bundesdatenschutzgesetz (neu) harmonisiert. Darüber hinaus besteht ab sofort für Nutzerinnen und Nutzer des Parlamentsarchivs die Möglichkeit, unter bestimmten Bedingungen Archivgut im Lesesaal mit eigenen Geräten abzufotografieren.

Stasi-Unterlagen kommen ins Bundesarchiv

Roland Jahn, Wolfgang Schäuble, Michael Hollmann  Foto: BStU

Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU) Roland Jahn und der Präsident des Bundesarchivs Michael Hollmann haben gestern, anlässlich der Übergabe des 14. Tätigkeitsberichts zur Arbeit der BStU an den Bundestag, ein Konzept zur Zukunft der Stasi-Unterlagen vorgelegt.  Das sind die zentralen Punkte:
– die Stasi-Unterlagen werden in das Bundesarchivs integriert,
– das Amt des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen wird abgeschafft,
– am bisherigen Standort des Stasi-Unterlagen-Archivs in Berlin-Lichtenberg entsteht ein Kompetenzzentrum zum Erhalt der Unterlagen mit Werkstätten zur Restaurierung und Digitalisierung,
– dieses Zentrum soll Teil eines Archivzentrums zur SED-Diktatur werden,
– in das neue Archivzentrum werden auch die Unterlagen der Bestände der zentralen DDR-Behörden und der Stiftung Parteien und Massenorganisationen in der DDR (SAPMO) des Bundesarchivs untergebracht, die bislang in Berlin-Lichterfelde lagern,
– die bislang zwölf Außenstellen der Stasi-Unterlagenbehörde werden auf je einen Archivstandort pro Bundesland reduziert, für die entsprechende Gebäude neu oder umgebaut werden.  Information, Beratung, Antragstellung und Akteneinsicht sollen an den anderen Standorten aber weiterhin möglich sein.
Das Konzept zur Zukunft der Stasi-Unterlagen soll in den nächsten Monaten in den Facharbeitsgruppen der unterschiedlichen Bundestagsfraktionen und innerhalb der Regierungskoalition beraten werden. Zudem ist im Ausschuss für Kultur und Medien in den kommenden Monaten eine ausführliche Vorstellung und Beratung des Konzeptes geplant. Wann die einzelnen Punkte umgesetzt werden, ist allerdings noch fraglich.

Archiv für Roma-Kultur geht online


Screenshot

Heute Abend wird Homepage romarchive.eu freigeschaltet. Das neue Portal soll  die vielfältige Kunst und Kultur der Sinti und Roma und ihren Einfluss auf die europäische Kulturgeschichte sichtbar machen Auf Deutsch, Englisch und Romanes werden knapp 5.000 Objekte präsentiert: historische Dokumente, Zeitzeugeninterviews von Holocaust-Überlebenden, Interviews mit Ikonen der mencomusik. Bis zur Freischaltung kann man noch den entsprechenden und sehr informativen Blog besuchen.
Die Idee dafür entstand übrigens nach der Eröffnung des Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin 2012. Unterstützt von der Kulturstiftung des Bundes ist ein virtuelles Archiv und Museum entstanden.
Zum Start von RomArchive veranstaltet die Berliner Akademie der Künste ein viertägiges interdisziplinäres Festival. Heute Abend z. B. mit einem Konzert der Gypsy-Band Kal aus Belgrad. Hingehen lohnt sich unbedingt. Programm hier und hier.
Hier noch einige links zu aktuellen Berichten:
Berliner Zeitung
Deutsche Welle
Tagesspiegel
Deutschlandfunk